Lange geplant und doch stand es auf Grund des mageren Winters kurz vor Start auf der Kippe, unser Winterprojekt „City to Summit“. Das Ziel– der höchste Berg Österreichs, der Großglockner mit 3789 m. Der Start – die Tiroler Hauptstadt Innsbruck, unsere derzeitige Studentenwahlheimat. Die Regeln sind einfach erklärt, die gesamte Distanz nur mit den Ski bzw. zu Fuß oder die langen Talwege mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen.
Etappe 1
Von Innsbruck auf den Glungezer 2677m
Und so starteten wir am 14. April mit gepacktem Rucksack für die Woche und den Skiern direkt am Hauptbahnhof Innsbruck los. Am ersten Tag der Tour stand der Glungezer 2677 m, hoch über den Dächern Innsbrucks und des Inntals an. Bei frühlingshaften Verhältnissen ein toller Start in unser Projekt und eine gute Distanz, um die Beine etwas aufzuwärmen für die bevorstehenden Etappen. Technisch gesehen die einfachste Etappe, im unteren Teil am Skigebiet entlang und oben über flache breite Hänge in Richtung des Gipfels. Bei warmen frühlingshaften Temperaturen konnte man bei bester Sicht den weiteren Verlauf unserer geplanten Route, wie auch den Gipfel vom Großen Geiger 3360 m welcher Ziel der Etappe 4 ist, sehen.

Start am Hauptbahnhof in Innsbruck

Etappe 2
Grenzüberschreitung nach Italien über die Wagnerscheidspitze 2898m
Der nächste Tag beginnt mit der Fahrt der Zillertalbahn nach Mayrhofen. Es steht eine lange Etappe bevor, denn nicht nur ein Gipfel ist das Ziel, sondern auch der Grenzübertritt nach Italien. Die Route verläuft über das Hundskehltal zur Wagnerschneidspitze mit 2893 m und danach erfolgt der Grenzübertritt über das Hundskehljoch mit der folgenden Abfahrt hinunter nach Prettau im Ahrntal. Es war eher eine sehr zähe Etappe, gestartet sind wir im strömenden Regen, dann kam tiefster Nebel, nasser Schnee und oben am Gipfel auch starker Wind und Schneegraupel. Wir waren bei der Abfahrt froh, südseitig erstmals bei kleinen Wolkenlücken die Bergkulisse zu sehen und trotz ausnutzen der letzten Schneereste auch nur 300 Tiefenmeter die Ski tragen zu müssen.

Impressionen von Etappe 2 & 3

Etappe 3
...ab in die Hohen Tauern zurück nach Österreich
Die weitere Route unseres Projektes orientierte sich nun an der Skiroute Hoch Tirol, der wohl eindrucksvollsten Hochgebirgsdurchquerungen der Ostalpen. Also ging es zum Start der nächsten Etappe erstmal zu Fuß von Prettau hinauf nach Kasern zur Heiligengeist, wo wir unsere Ski dann anschnallen konnten. Da das Wetter auch wieder nur vereinzelt aufklarte und im Großteil aus Nebel und Schneefall bestand, hakten wir diese Etappe recht schnell ab. Es ging zuerst hinauf auf das Hintere Umbaltörl 2843 m, gefolgt von einer Abfahrt hinunter zum Umbalkees, dann wieder hinauf zum Reggentörl 3047 m und mit der letzten Abfahrt direkt zur Essener-Rostocker-Hütte.
Etappe 4
Gipfeltag - der erste 3000er  
Die Etappe 4 war die Längste welche wir geplant hatten und die Vorfreude war groß, zum einen da gleich 2 Gipfel mit dem Großen Geiger und dem Großvenediger anstanden und auch da das Wetter sich immerhin von der Sicht laut dem Bericht bessern sollte. Also ging es das Einzige und auch Letzte mal der Tour in der Nacht mit Stirnlampen in eisiger Kälte und mit sehr viel Gegenwind in Richtung Maurerkees los. Den Großen Geiger mit 3360 m erreichten wir kurz nach Sonnenaufgang und zum ersten Mal konnten wir das gewaltige Panorama der Venedigergruppe bestaunen. Die Abfahrt vorbei am Großen Happ und über das Türmljoch in Richtung Johannishütte war alles andere als Genuss: zuerst sehr viel Schieberei und dann mussten wir auf Grund der schlechten Schneelage zu oft abschnallen und Teile der Strecke zu Fuß absolvieren, was uns leider zu viel Zeit kostete. So waren wir eine Stunde hinter unserem Zeitplan, das uns zu einer kurzfristigen Änderung zwang. Da wir wussten das auch in der Abfahrt vom Großvenediger wenig Schnee liegt und das gesamte Gschlösstal zu Fuß absolviert werden müsste, war unser Zeitpolster leider schon verbraucht, so musste der Talweg und die Busfahrt zum Matreier Tauernhaus herhalten und es blieb bei nur einem Gipfel.
Etappe 5
2 mal 3000er und bestes Wetter: ein Traum!
Die Etappe 5 lässt sich kurz zusammenfassen: ein Traum! Das Wetter war voll auf unserer Seite und die Schneebedingungen auch. Vom Matreier Tauernhaus ging es erst zu Fuß kurz unter die Grünseehütte, dann weiter mit den Ski vorbei am Dabersee über das Daberkees zur Sillingscharte hinauf auf 2784 m, wo wir unsere erste wenn auch kurze Pulverschneeabfahrt genießen durften. Dann ging es wieder hoch, vorbei an der Karl-Fürst-Hütte zur Granatscharte und weiter zum ersten Etappengipfel, dem Stubacher Sonnblick mit 3088 m. Wieder abfellen und eine noch kürzere aber steile Abfahrt zurück auf Sonnblickkees folgte, bevor wieder angefellt wurde. Ein letzter kurzer Anstieg, einfache Gratkletterei und kurz darauf standen wir am zweiten Etappengipfel, der Granatspitze mit 3086 m. Es folgte eine lange wunderschöne Abfahrt ins Dorfer Tal die erst am Kalser Tauerhaus endete. Die letzte Stunde zu Fuß wandern bis nach Kals am Großglockner verging nach so einem super Tag dann auch wie im Flug.
Aufstieg in Richtung Dabersee; im Hintergrund der Großvenediger
Aufstieg in Richtung Dabersee; im Hintergrund der Großvenediger
Selfie am Daberkees
Selfie am Daberkees
Aufstieg zur Granatscharte
Aufstieg zur Granatscharte
Gipfel des Stubacher Sonnblick 3088m
Gipfel des Stubacher Sonnblick 3088m
Gipfelblick von der Granatspitze 3086m
Gipfelblick von der Granatspitze 3086m
Abfahrt in das lange Dorfertal
Abfahrt in das lange Dorfertal
Etappe 6
Der finale Gipfel!
Tag 6 war der letzte Tag der Tour und somit stand nur noch ein Gipfel auf der Liste, der Großglockner mit 3789 m. Nach einer erholsamen Nacht im Lucknerhaus merkten wir doch erste Anzeichen der Belastung in unseren Beinen, aber die Motivation war groß, auch den
letzten Gipfel des Projektes zu erreichen. Das Wetter spielte wieder gegen uns und auch die Schneelage, was Skitragen bis kurz hinter die Lucknerhütte bedeutet. Diese beiden eher negativen Faktoren haben aber an diesem besuchten Berg den Vorteil, dass wir den den ganzen Tag alleine waren. Wären wir drei kein so eingespieltes Team, was doch schon deutlich schwierigere Touren als diese absolviert hatten, wären wir ehrlich gesagt bei dieser Wetterlage mit jedem anderen Tourenpartner spätestens an der Adlersruhe umgedreht. Die Tour verging wie im Flug: erst steile Spitzkehren hinauf zum Ködnitzkees, dann lange flach den Gletscher hinein, kurz nochmal steil zum Kampl gefolgt vom Klettersteig zur Adlersruhe, ab da dann Eisleitl, etwas Kraxelei gefolgt von Kleinglockner, Glocknerscharte und dann ist man am Gipfel. Die Freude das wir den höchsten Berg von Innsbruck aus bestiegen haben war natürlich riesig, umso besser hat dann auch das Bier und Schnitzel zum Mittag im Lucknerhaus gemundet.
Zusammengefasst war es ein schönes Gesamterlebnis durch beeindruckende und vor allem einsame Hochgebirgslandschaften. In den 6 Tagen standen wir auf 6 Gipfel, absolvierten 11600 Höhenmeter und 121 Kilometer nur mit den Skiern. Auch wenn wir wussten das die Verhältnisse durch den schneearmen Winter 21/22 nicht optimal waren, sind wir super zufrieden es nicht aufgeschoben zu haben. Wettermäßig hätten wir es auch besser erwischen können als nur mit 1,5 Sonnentagen, aber das muss man immer nehmen wie es kommt. Die Skiroute Hoch Tirol können wir nur weiterempfehlen, sie bietet zum einen in der Planung der Einzeletappen einen großen Spielraum, sodass für jeden etwas dabei ist, aber auch sind alle Gipfel die auf der Strecke liegen als einzelne Tour eine Empfehlung.
Vincent, Lukas & Cedric 

Übersicht der Skiroute Hoch Tirol

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